Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät

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Fakultätspreis für gute Lehre der Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät 2021


Auch im Jahr 2021 hat die Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät hervorragende Hochschullehre ausgezeichnet.
Die Fakultät schrieb mit Unterstützung des Präsidium erneut den Fakultätspreis für gute Lehre aus. Die Kommission für Lehre und Studium der Fakultät hat beschlossen, den Preis für gute Lehre im Jahr 2021 für digitale Lehrveranstaltungen auszuschreiben.

Im Sommersemester 2020 und Wintersemester 2020/21 musste die Lehre flächendeckend und zum Teil unter großem zeitlichem Druck und erschwerten Bedingungen auf digitale Angebote umgestellt werden. Lehrende haben diese Herausforderung mit sehr unterschiedlichen Herangehensweisen gemeistert.

 

Es werden Lehrveranstaltungen ausgezeichnet,

  • die in exemplarischer Weise mit Herausforderungen der digitalen Lehre umgehen,
  • die aufgrund ihrer hervorragenden Konzeption und Umsetzung in der Lehre überzeugen,
  • die die Vermittlung von Kompetenzen auf interaktive und partizipative Weise ins Digitale überführt haben oder auf innovative Weise neue digitale Formate entwickelt und durchgeführt haben,
  • deren Konzepte anschlussfähig oder übertragbar für andere digitale Lehr-/Lernprojekte sind.

Das Preisgeld von insgesamt 2.000 Euro können die Preisträger*innen für Lehrzwecke einsetzen.

 

Kriterien

Die Kommission für Lehre und Studium hat sich über folgende Kriterien verständigt:

Struktur
  • nachvollziehbare Struktur der Lehrveranstaltung
Didaktik
  • didaktische Vermittlung der Inhalte
  • Motivation der Studierenden/Anregung zum Selbststudium
  • Feedback zu Beiträgen von Studierenden
  • Beratung hinsichtlich spezieller Arbeitsleistungen und Modulabschlussprüfungen
  • Qualität der Lehr- und Lernmaterialien, sinnvoller Einsatz von Medien
Interaktion
  • Einbeziehung und Motivation der Studierenden
  • Umgang mit Heterogenität der Studierenden,
  • Kritischer bzw. sensibler Umgang mit Diskriminierung

 

Geeignete Lehrveranstaltungen aus dem Sommersemester 2020 und Wintersemester 2020/21 konnten bis zum 3. Mai 2021 über das Studiendekanat vorgeschlagen werden.
Nominierte Lehrende wurden im Anschluss gebeten, ein kurzes didaktisches Konzept einzureichen. Die insgesamt 24 eingegangen Nominierungen wurden intensiv von den Mitgliedern der Kommission für Lehre und Studium im Juni 2021 und November 2021 besprochen.


Über die Vergabe des Preises entschied der Fakultätsrat nach Vorschlägen durch die Kommission für Lehre und Studium im November 2021.

 

Es wurden ausgezeichnet:

1. Platz

Prof. Dr. Eva Ehninger: Praxisorientierte Lehrveranstaltung 500.000 Bilder. Ed Ruschas Streets of Los Angeles-Archiv - Institut für Kunst- und Bildgeschichte

2. Platz

Daniela Böttcher, Seminar Mensch, Natur, Umwelt – didaktische Perspektiven für die Grundschule - Institut für Erziehungswissenschaften

3. Platz

Dr. Stephan Gauch, Vorlesung Introductory Bibliometrics - Institut für Sozialwissenschaften

und

Prof. Dr. Christine Wimbauer, Projektseminar Prekäre Arbeit, prekäres Leben? COVID-19 und die (vergeschlechtlichte) Prekarisierung des Sozialen - Institut für Sozialwissenschaften

 


1. Preis

Praxisorientierte Lehrveranstaltung 500.000 Bilder. Ed Ruschas Streets of Los Angeles-Archiv, Prof. Dr. Eva Ehninger, Institut für Kunst- und Bildgeschichte

Die Lehrveranstaltung fand im Sommersemester 2020 statt und richtete sich an Bachelor- und Masterstudierende der Kunst- und Bildgeschichte.

Thema der Lehrveranstaltung war das Streets of Los Angeles-Archiv des amerikanischen Konzeptkünstlers Ed Ruscha, der in seiner Arbeit Straßen von Los Angeles abfuhr und mit einer auf dem Fahrzeug installierten Kamera abfotografierte. Seit den 1960er Jahren sind so weit über 500.000 Einzelbilder ausgewählter Straßenzüge der Stadt der amerikanischen Großstadt entstanden.
Vor drei Jahren begann die Digitalisierung der Aufnahmen durch das Getty Research Institute in Los Angeles (GRI).

Im Rahmen der Lehrveranstaltung hatten die Studierenden die Gelegenheit, noch vor dem offiziellen Launch mit dem digitalen Archiv zu arbeiten und anhand eines aktuellen, kunsthistorischen Digitalisierungsprojekts die Methoden, Potenziale und Problemstellungen von Forschungsansätzen der digital humanities kennenzulernen. Dies erfolgte über erstens, die Aufarbeitung der Geschichte der US-amerikanischen Konzeptkunst im Hinblick auf ihre Schnittmengen mit der System- und Kommunikationstheorien; zweitens, der Erfassung einer immensen Datenmenge und deren kritischer Analyse; drittens die Veröffentlichung der erarbeiteten Ergebnisse auf einer selbst gestalteten Webseite und die Reflektion über unterschiedliche mediale Bedingungen und Anforderungen bei der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Im Seminar setzten sich die Studierenden dazu zunächst durch Textlektüre und in Gruppenarbeit mit Ed Ruscha und der US-amerikanischen Konzeptkunst auseinander. Auf der Basis von Powerpoint-Präsentationen und Thesenpapieren wurden anschließend durch die Studierenden Themenschwerpunkte gebildet, die als Leitlinien für die Arbeit am digitalen Archiv fungiert haben. Schlussendlich übernahmen die Studierenden im Zuge der Ergebnisveröffentlichung nicht nur die Rollen als Autor:innen, sondern verantworteten in unterschiedlichen Gruppen entweder die inhaltliche und stilistische Überarbeitung der selbst erstellten Texte oder die Gestaltung der Webseite.

Die Teilnehmer:innen der Lehrveranstaltung hoben besonders die inhaltlich flexible und eigenverantwortlich-gemeinsame Strukturierung, den Wechsel zwischen synchroner und asynchroner Durchführung der Lehrveranstaltung und die Einbindung von Forscher:innen des GRI hervor, die das Seminar zu einer besonders fruchtbaren Studienerfahrung machten. Ebenso lobten sie die Motivation der Lehrenden Eva Ehninger, die sich durchausführliches Feedback sowie individuelle Beratung und Förderung der Studierenden kennzeichnete
Die Lehrveranstaltung hat die Mitglieder der KLS vor allem durch die Einbindung weiterer Forscher:innen des GRI und die flexible Anpassung des bereits bestehenden Konzepts an die veränderten Lehrbedingungen im Frühjahr 2020 überzeugt. Sie lobten darüber hinaus die projektorientierte Konzeption der Lehrveranstaltung, die die Erstellung der Webseite als ein Ziel des Seminars definiert und dadurch eine über die Seminarzeit hinaus bestehende Präsentation der Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit ermöglicht hat.

 

2. Preis

Seminar Mensch, Natur, Umwelt – didaktische Perspektiven für die Grundschule, Daniela Böttcher, Institut für Erziehungswissenschaften
Das Seminar fand im Wintersemester 2020/2021 statt und richtete sich an Bachelorstudierende im Grundschullehramt. Die Veranstaltung war darüber hinaus auch Teil des Zertifikatsstudiengangs Deutsch – Mathematik – Sachunterricht.

Daniela Böttcher betreute im Rahmen des Seminars zwei unterschiedliche Schwerpunktgruppen: Naturwissenschaften und Sachunterrichtsdidaktik sowie Geographie und Sachunterrichtsdidaktik. An den Lehrveranstaltungen von Daniela Böttcher nahmen insgesamt ca. 130 Studierende teil.

Ziel des Seminars war die Erstellung eines Lehr-Lern-Settings für den Sachunterricht in der Grundschule. Daniela Böttcher strukturierte die Lehrveranstaltungen nach dem Modell der Didaktischen Rekonstruktion nach Kattmann (1997). Das Modell von Kattmann beruht im Wesentlichen auf drei aufeinander aufbauenden Elementen: erstens, die fachliche Klärung des Themas durch die Studierenden; zweitens, das Erfassen der Lernendenperspektive sowie, drittens und abschließend, der Entwicklung eines begründeten Lehr-Lern-Settings für den Schulunterricht.
Entsprechend dem zu Beginn des Seminars gewählten Thema wurden die Studierenden in Gruppen eingeteilt, die sich im Verlauf des Seminars untereinander - etwa zu themenübergreifenden Aspekten wie der Lernendenperspektive – austauschen konnten.

Daniela Böttcher setzte zum Erreichen der jeweiligen Zwischenziele auf eine starke und vielfältige Nutzung unterschiedlicher, digitaler Tools in moodle und einen Wechsel von synchronen und asynchronen Elementen, sodass die Studierenden den eigenen Lern- und Erkenntnisprozess selbstständig strukturieren konnten. Auf diese Weise war es auch Studierenden mit (Betreuungs-)verpflichtungen möglich, am Seminar teilzunehmen.

Die Studierenden lobten insbesondere den vielfältigen und integrativen Einsatz digitaler Tools zum Erreichen der jeweiligen Etappenziele und den Wechsel von synchronen und asynchronen Elementen in den Lehrveranstaltungen. Außerdem hoben sie äußerst positiv die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Studierenden hervor, der ein eigenständiger Teil in der Struktur der Lehrveranstaltungen darstellte.

Die Mitglieder der KLS überzeugte das gelungene Lehrkonzept, das auch die Vielzahl von Studierenden berücksichtigt und in aktiver Weise in die Lehrveranstaltung eingebunden hat. Außerdem beeindruckte der vielfältige und zahlreiche Einsatz der eingesetzten digitalen Hilfsmittel in moodle. Hervorzuheben ist auch die Anlage von themenübergreifenden Strukturen.

 

3. Platz

Vorlesung Introductory Bibliometrics, Dr. Stephan Gauch, Institut für Sozialwissenschaften

Die Vorlesung fand im Wintersemester 2020/2021 statt und richtete sich an Studierende im Masterstudiengang Wissenschaftsforschung. Vorrangiges Ziel der Lehrveranstaltung war es, den Studierenden Kenntnisse in einer statistischen Programmiersprache zu vermitteln. Neben dem Erlernen der Programmiersprache war auch die kritische Reflexionsfähigkeit bibliometrischer Verfahren Gegenstand und Ziel der Vorlesung.

Dr. Stephan Gauch strukturierte die Lehrveranstaltung entsprechend den „vier Stufen der Meisterschaft“. Diese sehen zunächst eine detaillierte Kommentierung des Programmcodes durch den Dozierenden und später durch die Studierenden vor. In einer zweiten Stufe werden durch das Lösen ähnlich gelagerter Probleme die Studierenden zur wiederholten Nutzung bereits /erstellter Codes eingeladen. Erst in der dritten Stufe entwerfen Studierende eigene Codes mit vorgegebenen Befehlen zur Lösung von Problemen. Dr. Stephan Gauch nutzte breakout rooms, damit die Studierenden zunächst untereinander das Problem besprechen und strukturieren konnten. Die vierte Stufe leitete eine Hilfe zur Selbsthilfe ein. Nach Einübung einer gemeinsamen, technischen Sprache sollen die Studierenden Lösungen erarbeiten und bei Problemen in einschlägigen Foren nach Lösungen recherchieren.

Didaktisch setzte Dr. Stephan Gauch diese Schritte mit (aufgezeichneten) Live-Coding-Sessions um, in denen das Erstellen der Codes von ihm kommentiert worden war. Diese Videos hatten einen hohen qualitativen Anspruch, der auch von den Teilnehmer:innen des Seminars lobend hervorgehoben wurde. Ebenfalls hoben sie die mit der Aufzeichnung der Sitzungen einhergehende Möglichkeit zur zeitlich unabhängigen Beschäftigung mit den Vorlesungsinhalten sowie die forscherische Haltung von Dr. Stephan Gauch in ihrer Nominierung der Lehrveranstaltung hervor.

Die Mitglieder der KLS überzeugte vor allem die Umsetzung der Lehrveranstaltung als interaktive Online-Vorlesung, der es gelang, die unterschiedlichen Voraussetzungen der teilnehmenden Studierenden durch die Strukturierung zu beachten und aufzunehmen.

 

sowie

 

Projektseminar Prekäre Arbeit, prekäres Leben? COVID-19 und die (vergeschlechtlichte) Prekarisierung des Sozialen, Prof. Dr. Christine Wimbauer, Institut für Sozialwissenschaften

Die zweisemestrige Lehrveranstaltung fand im Sommersemester 2020 und im Wintersemester 2020/2021 statt. Sie richtete sich an fortgeschrittene Studierende im Masterstudium Sozialwissenschaften.

Im Rahmen der Projektseminare beschäftigen sich die Studierenden mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen und entwerfen dazu eigenständig relevante und spannende Forschungsfragen und erheben und werten die zur Beantwortung dieser Fragen notwendigen, empirischen Daten aus.

Das Seminar verfolgte drei Hauptziele: Zum einen sollten die Studierenden sich theoretisches Wissen und Empirie über Prekarisierung und Geschlechterungleichheiten aneignen; andererseits galt es die dynamische Entwicklung der im (thematischen) Mittelpunkt der Lehrveranstaltung stehenden Pandemie und die damit verbundenen Phänomene angemessen und in ihrer aktuellen Form zu berücksichtigen. Abschließend sollte den Studierenden ein idealtypischer Forschungsprozess inkl. Datenerhebung vermittelt werden.

Insbesondere ist die Strukturierung jeder einzelnen Lehrveranstaltung durch Prof. Dr. Christine Wimbauer hervorzuheben, die sich nicht nur durch den Wechsel verschiedener Arbeitsweisen (Kleingruppenbesprechung, Textarbeit, Gruppenarbeit, Diskussionen) auszeichnete, sondern den einzelnen Teilnehmer:innen auch die Möglichkeit gab, über das persönliche Befinden in der Pandemie zu sprechen.
Verschiedene Tools in moodle wurden zur Sicherung der Ergebnisse eingesetzt; ebenso war der Kontakt und die (anonyme) Evaluation jeder einzelnen Sitzung mittels verschiedener Kommunikationsmittel möglich.

Die so entstandene Vertrauensatmosphäre und die Erreichbarkeit von Prof. Dr. Christine Wimbauer wurde von den Teilnehmer:innen der Lehrveranstaltung besonders gewürdigt. Sie hoben außerdem die gute und detaillierte Planung der Lehrveranstaltung hervor.

Die Mitglieder der KLS hoben in besonderer Weise den außergewöhnlichen Einsatz von Prof. Dr. Wimbauer hervor. Auch die Aktualität des Seminarthemas und der Praxisbezug der Lehrveranstaltung wurde im Rahmen der Sitzung in besonderer Weise gewürdigt.